Der Lehr- und Produktionsbetrieb in der Schulmensa in Kevelaer, ein Vorzeigeprojekt für die Ausbildung junger Menschen mit Unterstützungsbedarf, steht vor dem Aus. Die berufliche Bildungsmaßnahme mit integrativen Ausbildungsplätzen wird seitens der Bundesagentur für Arbeit nicht fortgeführt. Daher werden zum 31. Juli 2027 die jungen Menschen des letzten Ausbildungsjahrgangs ihre Ausbildung in der Mensa beenden. Ob eine Fortführung in anderer Form möglich ist, wird derzeit sondiert.
„Es ist uns ein großes Anliegen, dass die Schulmensa in Kevelaer auch künftig jungen Menschen Perspektiven eröffnet und ihnen einen verlässlichen Ort für Gemeinschaft und gesundes Essen bietet“, betont Bürgermeister Dr. Dominik Pichler. „Wir werden alles daransetzen, den Betrieb der Mensa zu sichern und gemeinsam mit allen Beteiligten eine Lösung anstreben, die für die Schülerinnen und Schüler die bestmögliche Mittagsverpflegung zum Ziel hat.“
Ein Vorzeigeprojekt seit 2012
Seit ihrer Eröffnung 2012 bildet die Schulmensa unter der Trägerschaft des SOS-Kinderdorfs Niederrhein junge Menschen in Küche, Hauswirtschaft und personalen Dienstleistungen aus bzw. bereitet diese für ihr späteres berufliches Leben vor. Die Ausbildung ist passgenau auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Menschen abgestimmt, von denen viele Lern- oder psychische Beeinträchtigungen haben.
Individuelle Förderung in realen Arbeitsbedingungen
Der geschützte Rahmen bietet Sicherheit, während gleichzeitig echte Arbeitsbedingungen gewährleistet werden: Bis zu 750 frisch zubereitete Mahlzeiten verlassen täglich die Mensa. Die Schulmensa und ihre Auszubildenden wurden wiederholt ausgezeichnet.
„Wir bedauern sehr, dass wir den Betrieb über den 31. Juli 2027 unter den jetzigen Umständen nicht fortführen können. Die Zutaten für das Erfolgsrezept der Schulmensa waren immer die von der Bundesagentur für Arbeit geförderten integrativen Ausbildungen einerseits und die Produktion und Ausgabe frisch zubereiteter
Mahlzeiten für die Schülerinnen und Schüler andererseits“, sagt Peter Schönrock, Einrichtungsleiter des SOS-Kinderdorfs Niederrhein und erklärt weiter: „Insgesamt hat unser 5-köpfiges Team aus Anleiterinnen und Anleitern, einem Sozialpädagogen und einer Psychologin rund 250 junge Menschen in der Schulmensa begleitet, auf das Berufsleben vorbereitet und ihnen neue berufliche Perspektiven vermittelt. Über 95 Prozent unserer Auszubildenden haben im Anschluss eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden. Da die berufliche Bildungsmaßnahme nicht mehr ausgeschrieben wird, steht das Leuchtturmprojekt für uns leider vor dem Aus.“ Die Arbeitsagentur begründet das Auslaufen der Maßnahme mit der mangelnden Nachfrage der Jugendlichen nach den angebotenen Ausbildungsberufen und der über die Jahre kontinuierlich abnehmenden Teilnehmendenzahl.
Gemeinsam an einer Zukunftslösung arbeiten
Die Wallfahrtsstadt Kevelaer steht derzeit in intensivem Austausch mit verschiedenen Ansprechpartnern, um nachhaltige Perspektiven für den zukünftigen Betrieb zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen sowohl organisatorische, vergaberechtliche als auch strukturelle Fragen, die für eine langfristige Sicherung des Mensabetriebes zu klären sind. Wie genau dies gelingen kann und vor allem mit welchem Kooperationspartner, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter insbesondere den finanziellen Rahmenbedingungen. Ziel ist es, gemeinsam Lösungen zu finden, die den besonderen Charakter der Mensa wahren, eine solide Basis für die kommenden Jahre schaffen und die Versorgung der Schülerinnen und Schüler mit einem gesunden und ausgewogenen Mittagessen langfristig gewährleistet.


